Wie du dir mit der Problemlösetreppe deine Klient:innenarbeit erleichterst
Wenn wir Möglichkeiten übersehen:
Arbeiten mit der Abwertungs- und Problemlösetabelle
Kategorie: Psychologische Tools

Manchmal wissen wir, was wir tun könnten, aber wir tun es trotzdem nicht.
Die Abwertungstabelle aus der Transaktionsanalyse hilft zu verstehen, warum Menschen ihre Optionen „discounten“, also nicht wahrnehmen, nicht glauben oder nicht nutzen. Ein wertvolles Werkzeug in Beratung, Coaching und Psychotherapie.
Kennst du das?
Eine Klientin erzählt von einer belastenden Situation, erkennt mögliche Schritte und sagt dann:
"Ja, aber das bringt eh nichts.“ "Die anderen werden das nicht wollen." "Dazu fehlt mir halt einfach.... (...der Mut, die Zeit, das Wissen....) Oder: „Ich hab da keine Wahl.“
In der Transaktionsanalyse nennt man dieses Phänomen
Abwertung oder Discounting.
Menschen übersehen, leugnen oder verharmlosen Aspekte ihrer Realität, und zwar nicht, weil sie es nicht erkennen würden, sondern weil sie sich
psychologisch schützen. Abwertungen sind ein Versuch, Überforderung zu vermeiden und das eigene
Bezugsrahmen-System stabil zu halten.
Die Idee hinter der Abwertungstabelle:
Ken Mellor und Eric Sigmund haben mit der Discount Table ein Modell entwickelt, das zeigt, auf welcher Ebene jemand gerade seine Möglichkeiten nicht wahrnimmt. Ian Stewart und Vann Joines beschreiben es im Kapitel 18 ihres Standardwerks „Die Transaktionsanalyse – Eine Einführung“ anschaulich und praxisnah.
Die Tabelle unterscheidet verschiedene Ebenen, auf denen Abwertungen stattfinden können:
- Existenz:
„Das Problem gibt es gar nicht.“ - Bedeutung:
„So schlimm ist das auch wieder nicht.“ - Veränderbarkeit:
„Da kann man sowieso nichts machen.“ - Fähigkeit:
„Ich könnte das nie.“
Je tiefer die Abwertung liegt, desto weiter entfernt ist jemand von konkreter Handlungsfähigkeit.
Vom Erkennen zum Handeln – die Problemlösetreppe
Um mit Klient:innen wieder in Bewegung zu kommen, bietet sich die
Problemlösetreppe an – ein Werkzeug, das Schritt für Schritt von der Wahrnehmung zur Aktion führt.
Sie begleitet den Prozess vom Erkennen des Problems über das Benennen der eigenen Möglichkeiten bis hin zur Übernahme von Verantwortung und Umsetzung.
Anwendung in der psychologischen Arbeit
In der Praxis nutze ich die Treppe häufig, wenn Klientinnen ihre
Ressourcen oder Wahlmöglichkeiten abwerten.
Anstatt sofort zu argumentieren oder zu überzeugen, kann ich gemeinsam mit ihnen erforschen:
„Auf welcher Ebene findet gerade die Abwertung statt?“
„Was wäre, wenn du dir erlaubst, dass es vielleicht doch eine Möglichkeit gibt?“
Das Ziel ist nicht, jemanden von seinem Können zu Überzeugen, sondern Bewusstheit zu schaffen. Sobald die Person erkennt, wo die Abwertung ansetzt, wird die eigene Wirksamkeit spürbarer. Die Abwertungstabelle und Problemlösetreppe sind nicht nur theoretischen Raster, sondern Landkarten für Selbstwahrnehmung und Handlungskompetenz. Sie helfen, den Punkt zu finden, an dem jemand sich selbst unterschätzt und dort achtsam neue Möglichkeiten zu entdecken.
Praktischer Tipp
📄 Duplo-Steine: Wie am Foto abgebildet, nutze ich beschriftet Duplo Steine um mit meinen Coachees den eigenen Weg zu erkunden. Wo steht jemand gerade, und was wäre der nächste Schritt.
📄 Download: Eine vereinfachte Version der Abwertungs- und Problemlösetabelle findest du als PDF im Mitgliederbereich von Own Your Future. Ideal zum Arbeiten mit Klient:innen oder für die eigene Reflexion.
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Hier noch ein praktische Beispiel aus meinem Arbeitsalltag:
🧱 Praxisbeispiel: Die Duplo-Treppe der Möglichkeiten
Eine Klientin kommt in die Sitzung und sagt:
„Ich bin so im Stress, ich würde gern weniger arbeiten und im Haushalt tun, aber die anderen wollen das ja nicht.“
Sie beschreibt hohen Arbeitsdruck, häufige Überstunden und das Gefühl, keine Wahl zu haben.
In dieser Aussage steckt eine typische
Abwertung auf der Ebene der Veränderbarkeit:
Sie erkennt zwar, dass ein Problem existiert („Ich habe zu viel Arbeit“), glaubt aber nicht, dass sich daran etwas ändern ließe.
🪜 Schritt 1: Standort auf der Treppe
Ich zeige ihr die Duplo-Treppe und sage:
„Schauen wir mal gemeinsam, wo du gerade stehst. Du erkennst: ‚Ja, es gibt ein Problem‘, das ist schon die rote Stufe.
Aber du sagst auch: ‚Die anderen wollen das ja nicht‘ das klingt, als würdest du bezweifeln, dass Veränderung möglich ist.“
Damit steht sie auf der
gelben Stufe: Veränderbarkeit.
Sie nimmt die Situation wahr, wertet aber die Möglichkeit ab, selbst Einfluss zu nehmen.
🪜 Schritt 2: Den nächsten Stein sichtbar machen
Ich frage dann: „Was wäre, wenn du die Veränderbarkeit erforscht?“
Hier kann die Klientin überlegen:
- „Gibt es wirklich gar nichts, was sich verändern ließe?“
- „Wer hätte überhaupt die Autorität, eine Grenze zu akzeptieren und wie könnte das aussehen?“
- „Wie reagiert mein Umfeld tatsächlich, wenn ich einmal Nein sage?“
Oft entsteht in diesem Moment ein erstes Aha:
„Eigentlich hab ich’s noch nie wirklich ausprobiert.“
Damit steigt sie die Treppe eine Stufe nach oben zur Erkundung der Handlungsspielräume.
🪜 Schritt 3: In die Fähigkeit kommen
Im nächsten Schritt geht es darum, die
Fähigkeit zu aktivieren, die grüne Stufe zu explorieren.
Hier kann sie üben, kleine „Neins“ zu formulieren, ohne schlechtes Gewissen.
Beispielsweise:
- „Heute schaffe ich das nicht, aber nächste Woche gern.“
- „Ich kann das übernehmen, wenn jemand anderes dafür XY macht.“
Sobald sie spürt, dass sie
handlungsfähig ist, wandelt sich das innere Skript von
„Ich darf nicht Nein sagen“ zu „Ich darf meine Grenzen gestalten.“
Die Duplo-Treppe macht sichtbar:
- wo die Wahrnehmung endet,
- wo Abwertung beginnt,
- und wo ein nächster, realistischer Schritt liegt.
Sie übersetzt ein komplexes psychologisches Modell in eine
spielerisch verständliche Metapher.
So kann die Klientin buchstäblich sehen, wo sie steht und wohin sie sich bewegen kann.
Bleib neugierig. Bleib liebevoll. Bleib du.
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